Laura May Strange: Wie Schatten in der Dämmerung

Foto von "Wie Schatten in der Dämmerung"

Worum geht es:

Eine fiktive Welt mit einem Konflikt um Magie. In Daskyen werden Magiebegabte gefürchtet und von der Staatsmacht in einem Schloss eingesperrt, wo sie der dorthin verbannten Obermagierin Dahlya dienen. Als die magischen Kräfte der jungen Tia erwachen, wird sie von der Gardistin Kary aufgespürt und in das Schloss gebracht. Zunächst glaubt Tia, ein neues Zuhause gefunden zu haben, und vertraut Dahlya. Doch mehr und mehr stellt sich die Frage, ob Dahlya wirklich nur Gutes im Sinn hat – und ob Gut und Böse überhaupt so einfach zu unterscheiden sind. Parallel dazu beginnt die Gardistin Kary zunehmend an den Zielen der Garde und deren Chefin – ihrer Mutter – zu zweifeln. Schließlich geraten Tia und Kary zwischen alle Fronten.

Was ich gut fand:

Das Buch zog mich mit seiner schönen Gestaltung, seinem emotionalen Schreibstil und dem düster-atmosphärischen Gothic Setting direkt in seinen Bann. Die vielen Konflikte und Wendungen halten die Spannung hoch, sodass ich ständig weiterlesen musste. Tia und Kary waren mir beide sympathisch: Tia als rebellische, eigenständige Person, die sich nichts gefallen lässt und vieles in Frage stellt; und die ehrgeizige und pflichtbewusste Kary, die versucht, ihrer Mutter alles recht zu machen, um deren Wertschätzung zu gewinnen. Cool fand ich die Idee, dass die Magiebegabten durch einen Bann jeweils mit einem Gegenstück verbunden sind, wodurch ihre Magie geschwächt wird, und dass Tia und Kary Gegenstücke sind, was für Kary einen starken Loyalitätskonflikt mit der Garde verursacht. Geschickt werden Tias Zweifel an Dahlya und Karys Zweifel an ihrer Mutter nach und nach aufgebaut. Ebenso die Entwicklung der Beziehung zwischen Tia und ihrer Magielehrerin Meena von Feindschaft zu vorsichtiger Freundschaft. Schön sind auch die vielen queeren Figuren.

Was ich nicht so gut fand:

Das Setting blieb mir teilweise zu vage. Wie funktioniert die Wirtschaft in dieser Welt? Wie und warum werden die Magischen in ihrem Schloss mit lebensnotwendigen Gütern versorgt? Der Staat könnte sie ja auch einfach aushungern? Was machen die Magischen den ganzen Tag im Schloss, außer mit Flammen und Lichtkugeln herumzuspielen? Müssen sie nicht arbeiten?

Wieso kann sich Tia einfach so (mit Gawens Hilfe) in den Königinnenpalast schleichen, wenn so hohe Angst vor gefährlichen Magischen herrscht? Warum werden keine besseren Sicherheitsvorkehrungen getroffen?

Und warum gibt es überhaupt diese Feindschaft zwischen dem Staat und den Magischen, anstatt dass der Staat die Magischen für seine Zwecke einspannt und ihnen z.B. anbietet, in der Armee zu dienen?

Fazit:

Ein stimmungsvoller Dark Fantasy Roman, der spannend und emotional packend ist, für meinen Geschmack jedoch manches zu vage lässt.

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