Iva Moor: Die Alchemie des Träumens

Foto vom Buch "Alchemie des Träumens"

Worum geht es:

Das Buch spielt im Jahr 1948 in New York, in einer magischen Parallelgesellschaft aus Hexen, Vampiren und Dämonen. Die talentlose Hexe Moira arbeitet als Journalistin. Für einen Artikel legt sie sich mit Vampiren an, wird von diesen entführt und als Lebendfutter in ein Bluthaus gesteckt. Von dort wird sie von der Dämonin Sova befreit. Im Gegenzug verlangen die Dämonen von Moira, dass sie ihnen hilft, einige offenbar entführte Dämonen wiederzufinden. Moira und Sova kommen einer Verschwörung auf die Spur, die sich bis in die Spitzen der magischen Gesellschaft zieht.

Wie ich es fand:

Anfangs ist das Ganze sehr hart. Bei der Episode im Bluthaus musste ich mich überwinden, weiterzulesen, und auch als Moira von den Dämonen rekrutiert wird, geht es nicht gerade flauschig zu. Letztlich ist diese Härte aber realistisch für die kapitalistische Welt, in der die Fabelwesen zurechtkommen müssen, und dabei zusätzlich zur üblichen Geldnot auch noch Blut oder Träume für ihre Bedürfnisse benötigen. Da müssen hässliche Entscheidungen getroffen werden und niemand bleibt moralisch rein.

Im Laufe des Buches wird es aber etwas weniger schlimm und auch mal humorvoll, was als Erleichterung nach der Härte gut tat.

Ich mochte die Dynamik zwischen Moira und Sova – und bin gespannt, ob es zwischen den beiden im zweiten Buch romantisch wird, doch auch als Enemies to Friends ohne Romance gefiel mir die Beziehung gut. Das magische New York wird in vielen Facetten gezeigt und Iva Moors großartiger Schreibstil malt Bilder im Kopf. Schön fand ich die nebenbei eingebaute Queerness: Moira ist lesbisch, Sova bi, und die Anführerin der Dämonen ist eine trans Frau, was von allen Dämonen problemlos akzeptiert wird.

Ein Manko ist, dass das Buch einige Längen hat. Viele der Untersuchungen des Kriminalfalls enden in Sackgassen und hier hätte man meiner Meinung nach einiges straffen können. Meine Vermutung ist, dass der Kriminalfall nur als Vehikel genutzt wurde, um ein möglichst umfangreiches Gesellschaftsportrait a la Victor Hugo zu schaffen. Das ist durchaus interessant, geht aber manchmal zu Lasten der Spannung. Dennoch machten auch die überflüssigen Stellen dank des guten Schreibstils Spaß zu lesen.

Fazit:

Ein schön geschriebener magischer Gesellschaftsroman mit einigen Längen. Gut für alle, die sich gerne in eine Welt ausführlich vertiefen.

Ähnliche Beiträge

  • |

    Ulrike Serowy: Wölfe vor der Stadt

    Heute möchte ich euch die Inspiration für meine Werwölfin-Geschichte vorstellen, die gerade in der Queer*Welten 13 erschienen ist. In „Wölfe vor der Stadt“ von Ulrike Serowy geht es auch um einen Werwolf und seinen Versuch einer Liebesbeziehung, doch mit einer anderen Ausrichtung als bei mir. Wo es bei mir gesellschaftskritisch und rebellisch wird, ist Serowys…

  • Yola Stahl: Gezeitenruf

    Worum geht es: Das Setting ist an ein mittelalterliches Irland angelehnt, in dem es Fabelwesen wie Selkies und Drachen wirklich gibt. Muriel arbeitet als Ridare (eine Art Ritterin) für den König. Als der König erkrankt, will sie das Herz eines Drachen erbeuten, um ihn damit zu heilen. Sie heuert die Druvid Glenna an, um ihr…

  • Queer*Welten 12

    Vor kurzem war die Queer*Welten 12 bei mir im Briefkasten! Besonders cool in dieser Ausgabe sind die Microfictions, welche die klassische Heldenreise aus einer queeren Perspektive auf den Kopf stellen. Auch Kurzgeschichten und Essays sind wieder mit dabei. „Der späte Wurm“ von Rebecca Westkott erzählt von einem postapokalyptischen Szenario, wo Überlebende auf einem Schiff zusammenleben,…

  • J. C. Vogt: Anarchie Déco

    Worum geht es: Im Berlin des Jahres 1927 müssen sich die Physikerin Nike und der Künstler Sandor zusammentun, um Magie auszuüben, die vor kurzem entdeckt wurde. Denn für Magie braucht es die Kombination von Mann und Frau und von Kunst und Wissenschaft in jeweils einer Person – so zumindest die Lehrmeinung. Die beiden kommen in…

  • Zwielicht Nr. 20

    Vor kurzem habe ich „Zwielicht Nr. 20“ gelesen. „Zwielicht“ ist eine fortlaufend erscheinende Anthologie für Horror und düstere Phantastik. Ich kann aus eigenem Interesse sagen, dass darin nur sehr gute Texte erscheinen, denn in der kommenden Ausgabe wird auch eine Story von mir enthalten sein 😉  Aber mal ernsthaft: Die Texte in Nr. 20 hatten…