Worum geht es:
Eine Zukunftsdystopie. Fast alle Menschen tragen Kontaktlinsen (V-Sights), die Filter über die Realität legen, um hässliche Dinge nicht sehen zu müssen. Die Auftragskillerin Lynn flüchtet vor ihrer Geheimorganisation, wird verletzt und von der jungen Claire gefunden und aufgepeppelt, die sich in sie verliebt. Dadurch gerät auch Claire ins Visier der Organisation, die eine Verbindung zum Hersteller von V-Sights zu haben scheint …
Was ich gut fand:
Der temporeiche und lebendige Schreibstil hat mich schnell ins Buch hineingezogen und mitgerissen. Es gibt witzige Vergleiche und pointierte Beobachtungen.
Die Realität mit Filtern zu übertünchen, ist eine spannende Idee und erinnert an heutige Versuche, sich mit unangenehmen Dingen nicht auseinander setzen zu müssen. Die Konsequenz im Roman ist, dass sich niemand mehr um etwas kümmert, Müll nicht weggeräumt und Kaputtes nicht repariert wird. Eine eindrucksvolle Metapher. Ich mochte die Botschaft, dass man manchmal unangenehmen Dingen ins Gesicht sehen sollte, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, etwas zu verbessern.
Außerdem gefielen mir die Dynamik und die Schlagabtausche zwischen Lynn und Claire.
Was ich nicht so gut fand:
Die Krankenpflege, die Claire Lynn angedeihen lässt, wird lange ausgewalzt, ohne dass es merklich voran geht.
Der Schreibstil ist für meinen Geschmack manchmal zu plakativ und zu wenig subtil.
Irgendwann hat das Übermaß an Gewalt und Grausamkeit bei mir Überdruss erzeugt. Es wirkt übertrieben, dass Lynn und ihre Kollegen von Anfang an auch gegeneinander kämpfen müssen und es unter ihnen keine Loyalität gibt. Reale Armeen sind gerade durch die Kameradschaft und den Zusammenhalt unter den Soldaten erfolgreich, daher verstehe ich nicht, warum eine Organisation diese Ressource nicht nutzen sollte und stattdessen ihre Mitglieder gegeneinander aufhetzt.
So oder so hat mich die viele Gewalt irgendwann ermüdet.
Fazit: Eine spannende Dystopie und nette Liebesgeschichte, aber für meinen Geschmack übertrieben viel Gewalt.
