Kim Stanley Robinson: Das Ministerium für die Zukunft

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Worum geht es:

Ein von der UN gegründetes Ministerium versucht, die Klimaschutzziele in die Tat umzusetzen, und scheitert zunächst am Unwillen von Staaten und Unternehmen. Mary, die Leiterin, wird vom Klimaaktivisten Frank entführt und unter Druck gesetzt, dass sie mehr tun müssten. Daraufhin greift das Ministerium insgeheim zu illegalen Aktivitäten gegen Klimaschäden und -Schädiger und eine internationale Massenbewegung entsteht.

Wie ich es fand:

Das Buch beginnt mit einem Knalleffekt: Frank überlebt als Einziger eine brutale Hitzewelle in Indien. Die eindrückliche Szene macht klar, dass das Überleben von Millionen Menschen auf dem Spiel steht. Nach dieser Szene hätte ich einen packenden Thriller erwartet. Doch leider lässt die Spannung bald nach. Denn das Buch besteht abwechselnd aus Szenen aus dem Leben verschiedener Menschen sowie aus Essay- und sachbuchartigen Passagen.
Verschiedene Menschen weltweit zu Wort kommen zu lassen, darunter Klimaflüchtlinge, ist eine coole Idee und zeigt, wie sehr das Klima jeden angeht. Doch insgesamt macht es die Handlung schwerfällig, ein klassischer Spannungsbogen fehlt und eine emotionale Bindung zu den Charakteren konnte ich nicht aufbauen.
Die sachbuchartigen Passagen waren wiederum für ein Sachbuch zu schwammig und begrifflich unklar. Da wäre mir persönlich lieber gewesen, entweder ein ordentliches Sachbuch zu lesen oder einen funktionierenden Roman.
Inhaltlich setzt der Roman seine Hoffnung auf einen eher sanften Umbau des Kapitalismus unter mehr oder weniger freiwilliger Aktion der Staaten, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Dauernd werden Gesetz und Rechtsstaat als Hoffnungsträger genannt. Dem widerspricht jedoch, dass es ohne ein gerüttelt Maß an illegalen Aktionen nicht vorangeht.

Etwas befremdlich fand ich, dass das Ministerium die Gründung einer neuen Erdreligion betreibt. Religion als gutes Mittel im Kampf gegen den Klimawandel? Sollte es nicht sinnvoller sein, die Menschen rational aufzuklären?

Stilistisch ist das Buch größtenteils gut geschrieben, allerdings fehlen häufig die Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede, was das Verständnis erschwert.

Fazit: Der Kampf gegen den Klimawandel als weltumspannendes Panorama, das versucht, sowohl Roman als auch Sachbuch zu sein, aber leider beides nicht richtig schafft.

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