Joanna Russ: We who are about to …

Worum geht es:
Um eine, die sich nicht fortpflanzen will, und damit auf Feindschaft stößt.
Das Buch beginnt an einem recht häufigen Ausgangspunkt in der SF: Ein Raumschiff stürzt auf einem unbewohnten Planeten ab, ohne Möglichkeit, Hilfe zu rufen. Die Überlebenden stehen vor der Frage, was jetzt. Wie üblich entscheiden sie sich, eine neue Zivilisation aufzubauen. Denn die menschlichen Gene müssen ja weitergegeben werden! Das heißt, die Männer entscheiden das und die Frauen dürfen ihre Gebärmütter herhalten.
Doch die Ich-Erzählerin möchte sich nicht fortpflanzen, erst recht nicht unter diesen Bedingungen. Mit dieser Ansicht steht sie in kompletter Opposition zu den anderen und bald wird blutige Feindschaft daraus. Das Buch zeigt, wie eine Person nur aufgrund ihres Wunsches nach körperlicher Selbstbestimmung zur Antagonistin (gemacht) wird.

Kommentar:
Das Buch ist ziemlich düster und mit beißendem Zynismus geschrieben. Konsequent wird der Konflikt bis aufs Äußerste eskaliert. Dabei gibt es kein einfaches Gut gegen Böse, denn auch die Handlungen der Protagonistin lassen sich in Frage stellen. Das Ende zieht sich meiner Meinung nach unnötig lang hin und ist recht konfus geschrieben, was aber auch am geistigen Zustand der Protagonistin liegt. Das Buch ist definitiv keine einfache Lektüre, sondern eine, auf die man sich bewusst einlassen muss, dafür aber mit interessanten Gedanken belohnt wird.
Insgesamt ein wichtiges Buch, gerade in Zeiten, wo das Recht auf Abtreibung vielerorts in Gefahr ist und körperliche Selbstbestimmung längst noch nicht für alle FLINTA möglich ist.

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