Vor kurzem war die Queer*Welten 12 bei mir im Briefkasten!
Besonders cool in dieser Ausgabe sind die Microfictions, welche die klassische Heldenreise aus einer queeren Perspektive auf den Kopf stellen. Auch Kurzgeschichten und Essays sind wieder mit dabei.
„Der späte Wurm“ von Rebecca Westkott erzählt von einem postapokalyptischen Szenario, wo Überlebende auf einem Schiff zusammenleben, die allesamt Krankheiten oder Behinderungen haben. Alle nehmen auf diese Einschränkungen Rücksicht, was pointiert mit einer Rückblende auf die heutige Welt kontrastiert wird.
Super fand ich auch „Spargelernte“ von Kae Schwarz, wo die Ausbeutung von Spargelstecherinnen thematisiert wird. Sehr aktuell, da der Spargel ja gerade wieder auf vielen Tellern landet. Der Eigentümer des Hofes wird tot aufgefunden, ein Magier muss mithilfe von Magie den Tod aufklären und stößt dabei auf die miesen Arbeitsbedingungen.
Auch die anderen Kurzgeschichten und Essays waren lesenswert.
Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich allerdings auch. So habe ich mich gewundert, dass die Leute in „Der späte Wurm“ weiterhin für ein Gehalt arbeiten und sich freuen, wenn das Gehalt hoch ist. Denn wenn man doch wieder Geld zum Leben braucht, (und das Gehalt eigenmächtig von den Arbeitgebern festgelegt wird), stellt dies das ganze Szenario in Frage.
In „Spargelernte“ erklärt eine Hexe die geschilderten Missstände mit einer „Maschinerie weißer Männlichkeit“. Das passt nicht so richtig, denn auch eine Frau als Hofeigentümerin und weiße männliche Spargelstecher würden wahrscheinlich zu derselben Ausbeutung führen. Das liegt nämlich nicht am Geschlecht oder der Hautfarbe, sondern am Kapitalismus.
Allerdings ist mir auch klar, dass eine Kurzgeschichte in der Analyse von gesellschaftlichen Zusammenhängen nicht dasselbe leisten kann wie ein Sachbuch. Und etwas nerden muss ich auch: Gegenstände fallen im Schwerefeld der Erde nicht mit einer Geschwindigkeit von 9,81 km/h, sondern mit einer Beschleunigung von 9,81 m/s^2. 😅🤓